Leckerlies, die den Zugang versperren

"Liebe geht durch den Magen". Dieses Sprichtwort kennen ja sehr viele von uns und haben wir auch immer wieder zu hören bekommen. In der heutigen Gesellschaft ist die Umsetzung in der Beziehung zwischen Mensch und Mensch nicht mehr ganz so vertreten bzw. wird damit nicht mehr versucht den anderen (das Objekt der Begierde) zu manipulieren. In der Beziehung Mensch - Tier ist diese Art und Weise sich Aufmerksamkeit, Ruhe, die Liebe vom Tier zu erfüttern und zu manipulieren gang und gebe.

Wenn sich das alles in Grenzen hält und nicht zur Gewohnheit wird, ist das für mein Empfinden total OK. Doch erlebe ich es immer wieder, dass Esel und auch Pferde Leckerlies wie am Förderband in den Rachen gestopft werden, als "Belohnung" versteht sich. Mensch glaubt noch immer, dass das Pferd dies positiv verknüpft und es als positivie Verstärkung sieht. Ja, klar, doch kann das auch in eine fatale Richtung gehen. Denn wie mensch wissen sollte, kann das Gehirn bei Stress nichts lernen, nicht effizient arbeiten. Das ständige füttern macht dem Tier jedoch Stress, da es sein einziger Drang ist entweder alles dafür zu tun, um wieder ein Leckerlie zu bekommen oder nur noch nach und in den Händen sucht, ob da nicht etwas ist, was es in sich hineinstopfen kann.

Mit solchen "Leckerlie-gestörten" Tieren zu arbeiten ist eine kleine Herausforderung, denn es dauert ein Weilchen, diese Tiere wieder ERREICHEN zu können und ihnen ihr NATÜRLICHES VERHALTEN wieder "schmackhaft" zu machen.

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass hier der passive Weg der leichteste ist, um einen Zugang zur Seele Tier zu bekommen. Das heißt nicht, einfach nur dazustehen und sich schön lansam vom Pferd kneifen und auffressen lassen, sondern ich schreibe hier von Energiearbeit, in die Stille gehen und versuchen, das Pferd zu fühlen, damit es sich fühlen kann.
Es gibt Pferde (und besonders Esel), die darauf überhaupt keine Lust haben, sich dagegen wehren, noch mehr zu machen und wehementer auf Leckerliesuche gehen. Hier empfiehlt es sich (wie im Tiertraining bekannt), mit Annäherung und Rückzug vorzugehen. Sprich: Die Energie immer wieder ein wenig fließen zu lassen und sich Millimeter für Millimeter mit dem Tier zu verbinden und wieder "entbinden". Nichts aufdrängen, nichts erzwingen und trotzdem dran bleiben. Irgendwann macht es Klick und das Pferd wird etwas wahrnehmen, kurz darauf reagieren und sich Stück für Stück entspannen. Das kann ein paar Minuten dauern, oder auch Tage. Kommt darauf an, wie lange das Leckerliefließband an war.
Erst dann kann mensch schön langsam beginnen, mit dem Pferd zu kommunizieren und zu arbeiten.


Falls du dich jetzt angesprochen fühlst und vielleicht auch verärgert bist, öffne dich doch mal ganz kurz dem Gedanken, wie du dich fühlen würdest, wenn du etwas lernen sollst und deinem Gehirn es nicht gestattet wird zu verstehen und zu verarbeiten, weil es sich sofort wieder auf etwas anderes konzentrieren MUSS, nämlich FREEESSEEEEN.
Das macht Stress und auch Druck.

Ich habe persönlich nichts gegen Leckerlies und meine Tiere bekommen auch in bestimmten Situationen das eine oder andere. Doch gerade in der tiergestützten Therapiearbeit und auch -Coaching ist STÄNDIGES Leckerliefüttern äußerst kontraproduktiv (fehlende Konzentration und falscher Fokus dies Tieres) und auch gefährlich für den einen oder anderen Menschenfinger.

Liebe geht auch bei Tieren nicht durch den Magen. Liebe braucht auch innere Sträke, Gelassenheit, Erfahrung, Authenzitität und EMPATHIE sowie den Mut sich mit dem Tier "zu verbinden".
Das kann natürlich beim Menschen selbst viel hoch holen und vielleicht auch die eine oder andere Schwäche zeigen. Beim Leckerlie Hineinstopfen kann das natürlich nicht passieren. Man/frau ist dabei ja immer "der/die Gute". Praktisch ! Für manches Tier jedoch einen Katastrophe.

Deshalb, wir Säugetiere haben ein Gehirn um zu lernen und um es zu verwenden. Wir Menschen sollten es nützen, damit unsere Tiere es auch richtig  nützen dürfen, wenn wir etwas von ihnen verlangen.

Viel Spass beim kreativen Nützen und Hinschauen.

 

Alles Liebe

 

Petra