Der Quatsch mit dem "Bei-sich-bleiben"

 

Ich weiß, dass ich ständig vom "bei sich Bleiben" spreche und ich der einen oder dem anderen damit schon ein bisschen auf die Nerven gehen. Aaaber, vielleicht nur deshalb, weil du nicht weißt, was damit gemeint ist. ;)

 

Wahrscheinlich denkst du dir: Warum soll ich bei mir sein? Ich bin doch eh immer da.

 

Vielleicht kann ich dir anhand einer Geschichte ein bisschen klar machen, was damit gemeint ist und wie wichtig es ist, bei sich zu sein, wenn man mit Tieren arbeitet bzw. ihnen etwas lehren und erklären möchte.

 

Gestern hatte ich den Plan, mit meiner fast 3 jährigen Pony-Stute Jana (das ist die, die immer an mir herumschleckt und ganz viel Kontakt sucht) das Zirkeln zu erarbeiten. Wir sind in unserem HEART & SOUL PONYFRIENDSHIP Training noch nicht weiter als bis zum "Weichen auf Energie" gekommen. Ich muss zugeben, dass ich gerade etwas wenig Zeit habe, da ja ein paar Projektchen am Laufen sind.

 

Bei Weichen auf Energie hatte ich schon bemerkt, dass Jana recht schnell die Nerven schmeißt, deshalb nicht mitdenken konnte und einfach nur den Drang zum Fliehen hatte. Ich musste da sehr behutsam und langsam vorgehen. Zuviel Energie aus dem Bauchnabel und BUMM!

 

(Es gilt dabei wirklich genau zu differenzieren, ob ein Pony oder Esel nicht will oder nicht kann.    VERY IMPORTANT !)

 

OK, .... weiter im Text...

 

Nach unserer üblichen Vorarbeit, dem Vor-streicheln, -kuscheln und dem Checken, wie die Lage und das Gemüt von ihr so ist, startete ich mit meinem Plan, die kleine Maus einen halben Kreis gehen zu lassen. 

Ich war jedoch nicht gut drauf. Ich war ziemlich aufgewühlt. Ich war von den heftigsten Gedanken geplagt und das war sofort zu erkennen.


Aussehen hätte es so sollen:
Jana macht mit der Vorhand einen Schritt zur Seite ... LOB ! 

Noch besser: Jana denkt oder blickt auf die Seite, wohin ich sie gerne hätte ... LOB !
Und so baut sich das schrittweise auf. Normalerweise! Wenn man bei sich ist.

 

Was tat ich?

Naja, ...... ich wollte ALLES !!!
Ich sah auch nur alles. 

Ich sah nur das Endergebnis.

Ich wollte sofort Maturaniveau.

 

Das funktionierte natürlich NICHT!

Jana sprang herum, wehrte sich und wollte nur weg. 

Sie verstand überhaupt nicht, was ich aufgewühltes Negativenergie-Dingsbums, das sich soooo komisch anfühlte, von ihr wollte.

 

Gott sei Dank erinnere mich ja hin und wieder, was ich anderen so predige und kam ganz schnell in mir an. Ich zwang mich regelrecht dazu, denn wenn ich merke, dass ein Tier wegen mir so ausflippt, dann MUSS ICH IN DIE HANDLUNG KOMMEN und mich bei der Nase nehmen, egal wie sch... ich drauf bin. (Wenn ich es nicht schaffe, muss ich eben das Tier in Ruhe lassen und nach Hause gehen.)

 

Und dann funktionierte es:

 

Ich beruhigte mich und senkte meine Energie ab. So konnte sich auch Jana beruhigen und wir entspannten uns. Das war schon  mal ein genialer Ausgangspunkt um jetzt in kleinsten Mäuseschritten und wenigen Wiederholungen (aber Wiederholungen !) sich gemeinsam  langsam dem Ziel zu nähern. Das Ziel hatte ich auch ganz schnell verkleinert. Ich wollte keine halbe Runde mehr. Ich wünschte mir ein paar wenige Schritte, die mir zeigten, dass ich es dem Pferd verständlich machen konnte, was ich mir vorstelle.


Denn das Ergebnis zeigt immer nur, wie gut ich mich verständlich machen konnte.


Ich wurde innerlich weich und machte Jana spürbar, dass ich FÜR SIE da bin und ich ihr alles ganz genau erkläre. Ich lobte den Blick in die Richtung, in die sie gehen sollte. Nach 2 x loben verstand die Maus. Dann wünschte ich mir einen Schritt.... bisschen mehr sanfter Druck ... Schritt kam .... Lob !!!! YEAH !!!

Jana's Blick veränderte sich, da sie VERSTAND. 
Ich merkte auch, dass sie unbedingt verstehen wollte.

Und dann kamen die Schritte, aber nicht nur ein paar wenige. Jana war so im Schwung und voller entspannter Freude, dass sie eine  halbe Runde ging. 

 

OH, ich war soooo glücklich und so dankbar und freute mich wie ein kleines Kind. (So freu ich mich immer! ;))

 

Jana hatte verstanden.

Jana war entspannt.
Wir waren beide happy.

 

Ich beendete das Training. 

 

Es war richtig genial POSITIV für uns beide.

Von hier aus konnte es weiter gehen.

 

Wäre ich nicht bei mir angekommen und wäre mir nicht bewusst geworden, wie ich drauf bin, hätten wir das nie geschafft.

 

DESHALB IST ES SO WICHTIG, SICH SELBST FÜHREN ZU KÖNNEN UM FÜHREN ZU KÖNNEN.

 

Petra